Das Offensichtliche im Titel - Weinende Frauen - kehrt sich bei der Betrachtung der Bilder um in das Gegenteil. Frauen in einfacher Silhouette, ganz bei und mit sich. Der Wein als Stilelement – nicht mehr. Der Blick geht sofort zur Weiblichkeit.
Letztendlich stürzt mich diese Frage in ein kleines Dilemma. Eine Seite in mir ist diesem Titel gegenüber in großer Fröhlichkeit zugetan. Meine Kunst ist nicht per se ernsthaft angelegt. Ich bin ein sehr fröhlicher und dem Leben zugewandter Mensch. Er ist eher ein Spiel mit Erwartungen und Gegensätzen. In erster Linie entstand der Titel, um mit den Worten zu spielen, etwas Absichtsloses in Worte zu fassen. Ein reines Buhlen um Aufmerksamkeit. Ein Blick auf die Irritation.
Erst durch die Menschen, die meine FRAUEN AM WEINEN heute lieben, formuliert sich der für mich der tiefere Sinn im Namen.
Heute ist die Reihe FRAUEN AM WEINEN ein Statement an das großartige Leben und die Schönheit der Frau.
Der Tag meiner ersten großen Ausstellung auf einem Weingut rückte näher. Ich sah meine jüngsten Werke mit Frauen und Wein an und überlegte intensiv über den Titel der Ausstellung. Ich spielte mit den Worten Frau und Wein. Ich überlegte und überlegte… Frauen mit Wein, Frau und Wein und irgendwann war es FRAUEN AM WEINEN. Sofort gefiel mir die Absurdität des Titels. Die Umdrehung der Offensichtlichkeit. Keine meiner Frauen weinte auf den Bildern.
Was als kleine Spielerei mit Worten und Absichten begann, entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einem festen Begriff. Heute ist meine Reihe FRAUEN AM WEINEN die erfolgreichste Reihe. Zu ihr habe ich eine ganz besondere Beziehung, einfach weil sie der Startschuss zu meinen weiteren Bildern für besondere Frauen ist. Denn das ist es, was ich von Anfang mit meinen Bildern ausdrücken möchte:
Sei du selbst, sieh das Leben lässig und vor allem, finde in deiner Weiblichkeit eine unglaubliche Kraft für dein glückliches Leben.
Es hätte jedes andere Getränk sein können. Allerdings kenne ich kein anderes Getränk, dass so elegant ist. Trotzdem: Nicht der WEIN ist das tragende Element der Werke. Es sind die Frauen. Starke und in sich ruhende Frauen. Die Weine sind nur ein kleiner Kunstgriff, um das Lebensgefühl der Schönheit und Lässigkeit von starken Frauen auf das Bild zu bringen.
Es ist ganz einfach: Stell dich einmal mitten in einen Raum. Schnapp dir ein Glas mit Wein und trinke einen kleinen Schluck. Sieh dabei aus dem Fenster ins Freie und sage mir dann, was du fühlst. Entspannung? Ruhe? Kraft? Konzentration? Sinnlichkeit? Lässigkeit? Wahrheit? Egal, welches Gefühl bei dir persönlich besonders stark ist: Du wirst dich gut fühlen und auf eine Art wunderschön. Das ist es, was ich sehe, wenn ich meine FRAUEN AM WEINEN zeichne. Das Leben in Schönheit und Kraft.
Das wäre nicht meine Absicht. Der Wein steht einzig für Genuss und ein bestimmtes Lebensgefühl. Ein Stück Käse hätte einfach nicht den gleichen Effekt in meinen Bildern. ☺
Diese Frage höre ich häufig. Ganz konkret auch verbunden mit der Frage, ob ich es bin, die ich auf den Bildern zeichne. Die ehrliche Antwort ist: Ich kann es nicht sagen, weil ich es selbst nicht weiß. Ich setze die Linie an und zeichne. Ich mache mir dabei keine Gedanken, woher die Gestalt in meinem Kopf kommt. Ich zeichne einfach.
Manchmal frage ich mich, ob ich mich doch auf die Suche nach einer Antwort auf diese Frage machen müsste. Dann denke ich: nein.
Kunst ist für mich ja gerade das. Ein nicht auf alles eine Antwort haben müssen. Also, es wird ein Geheimnis bleiben, wer das Vorbild meiner Frauen ist – auch für mich ☺.